Forschende entdecken Beweise für einstigen Regenwald auf den Falklandinseln
Die heute baumlosen Falklandinseln zeigten im Känozoikum vor 15 – 30 Millionen Jahren ein ganz anderes Gesicht. Durch Zufall entdeckten Forschende in Stanley Reste von urzeitlichen Baumstämmen, Pollen und Sporen, die von einem vielfältigen Regenwald zeugen.
Seit zehntausenden von Jahren sind die Falklandinseln von Graslandschaften geprägt, Bäume gibt es heute nur in menschlichen Siedlungen. Umso erstaunter war Dr. Zoë Thomas, Dozentin für Physikalische Geographie an der University of Southampton, als sie zufällig von dem sehr gut erhaltenen Holz erfuhr, das bei Bauarbeiten im Stadtgebiet von Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln, entdeckt wurde.
«Als wir zum ersten Mal hörten, dass in einem Torfvorkommen große Holzstücke gefunden wurden, waren wir ziemlich fasziniert, aber nichts konnte uns auf das vorbereiten, was wir sahen, als wir zum Fundort reisten», beschreibt Dr. Thomas noch immer begeistert in einer Email an Polar Journal AG. «Uns war schnell klar, dass das Holz, mit dem wir es zu tun hatten, sehr alt sein musste, aber es war trotzdem schwer zu glauben, weil es so perfekt erhalten war. Natürlich konnten wir erst nach der detaillierten Pollenanalyse im Labor genau feststellen, wie alt die Ablagerung war, aber wir wussten sofort, als wir sie sahen, dass es sich um einen ganz besonderen Fund handelte!»
Das internationale Forschungsteam, geleitet von Dr. Thomas, untersuchte das Holz im Labor an der University of New South Wales in Australien und stellte fest, dass die Radiokarbonmethode für die Altersbestimmung nicht ausreichte. Erst die Analyse der in derselben Torfschicht gefundenen Pollen ergab, dass die in 6 Meter Tiefe verborgenen Baumstämme und Äste aus dem mittleren bis späten Känozoikum vor 15 bis 30 Millionen Jahren stammen.
In der Anfang September in der Fachzeitschrift Antarctic Science erschienenen Studie zieht das Forschungsteam anhand der Pollen und Sporen auch Rückschlüsse auf die urzeitliche pflanzliche Artengemeinschaft: Die heute windgepeitschten, kargen Inseln im Südwestatlantik waren einst die Heimat von kühlen, feuchten Wäldern mit Arten unter anderem aus den Familien Steineibengewächse (Podocarpaceae), Scheinbuchengewächse (Nothofagaceae) und Myrtengewächse (Myrtaceae).
Dr. Thomas erklärt Polar Journal AG gegenüber, dass viele dieser Arten heute ausgestorben sind und ihre nächsten Verwandten in Regenwäldern vorkamen, die damals einen großen Teil der Landmassen auf der Südhalbkugel bedeckten, beispielsweise in Südamerika, Neuseeland und Tasmanien. Die vorherrschenden Westwinde ermöglichten die Verbreitung der Samen und Pollen.
Obwohl einige Millionen Jahre zuvor — vor 34 Millionen Jahren — bereits die Inlandsvereisung der Antarktis begonnen hatte, war das Klima im Südatlantik noch deutlich wärmer und feuchter als heute und bot ideale Bedingungen für die Entwicklung eines Regenwaldes. Welche Tiere mit dem einstigen Wald assoziiert waren, wurde im Rahmen der Studie nicht untersucht. Dr. Thomas vermutet jedoch, dass — wie heute — Seevögel und Pinguine auf den Inseln lebten.
Als Ursache für das Verschwinden des Regenwaldes und die Umwandlung in Torfmoore vermuten die Forschenden eine Klimaveränderung hin zu kälteren und trockeneren Bedingungen.
Es ist ein großer Glücksfall, dass die bei Baggerarbeiten auf einer Baustelle für das neue Seniorenheim «Tussac House» gefundenen Holzstücke überhaupt wissenschaftlich untersucht wurden. Nur durch Mundpropaganda erfuhr Dr. Thomas, die zu dem Zeitpunkt für Feldarbeiten auf den Falklands war, von der außergewöhnlichen Entdeckung.
«Diese Entdeckung war das Ergebnis einer Reihe glücklicher Zufälle — es kann durchaus sein, dass es noch weitere Vorkommen dieser Art gibt, aber es wäre reines Glück, sie zu finden», sagt Dr. Thomas. «Ich plane jedoch, auf die Falklandinseln zurückzukehren, um einige meiner anderen Forschungsarbeiten fortzusetzen, die sich auf die jüngere Vergangenheit konzentrieren — ich untersuche, wie sich das Klima und die Umwelt in den letzten 20.000 Jahren verändert haben (ein Zeitraum mit abrupten und extremen Klimaveränderungen), um die Mechanismen und das Tempo der Veränderungen in der Zukunft zu verstehen.»
Julia Hager, Polar Journal AG






